Arno's Welt

Unser Mittelfeld-Motor Arno Caster befindet sich nebst Freundin Jenni auf einem einjährigen Arbeitsaufenthalt in Irland. Sie werden uns in loser Folge ein paar Ansichten und Aussichten von der grünen Insel zukommen lassen, welche wir dann hier veröffentlichen werden.

30. September 2001: Sport in Irland
15. November 2001: ÖPNV in Irland
17. Januar 2002: Menschen und Tiere rund um Arno
24. Februar 2002: Olivia Fritz ist schuld!

959 Minuten ohne Torerfolg, 0:2-Niederlage gegen Nürnberg und ein hoffnungsloser, letzter Platz, der erneute Abstieg wohl unvermeidlich! Gegen 16:15 Uhr irischer Zeit verabschiedet sich Olivia Fritz von der FC Live-Ticker-Gemeinde. Bezahlt hoffnungsgeladen vertröstet sie uns - sollte ich nicht der einzig Lauschende sein? - auf nächste Woche. Es bleiben immer noch zehn Spiele.
Seit mehr als ZEHN (sic!!) Spielen hat mein FC kein Tor mehr erzielt, seit mehr als ZEHN (sic!!) Spieltagen klicke ich auf den "Aktualisieren"-Button des FC Live-Tickers und hoffe, daß Olivia Fritz - sie ist mir doch ans Herz gewachsen, dieser rhetorisch minderbemittelte, doch liebenswert naiv, irrwitzigen Optimismus versprühende Online-Conférencier - EIN (sic!!) Tor meiner Mannschaft vermeldet. Nur EIN (sic!!) Tor.

Aberwitzig ist, daß ich mich verantwortlich fühle. Ich bin beinahe überzeugt, daß wir einen Mittelfeldplatz inne hätten, wenn ich nicht Samstag für Samstag andächtig Olivia Fritzens atemberaubend authentischer, den Spielverlauf präzise schildernder Online-Reportage folgen würde. Ich bin schuldig! Aber ich bin nicht allein.

Wolli, hast du dich noch nie gefragt, warum du gerade in dieser Saison eine Dauerkarte für Dominik gekauft hast? Dominik selbst wird schon daran gedacht haben, sie zurückzugeben, um den sicheren Abstieg vielleicht doch noch zu vermeiden.
Geute, du wohnst in Düsseldorf, oder? Damit wären wir schon zu dritt (Dominik bleibt außen vor, schließlich war es Wolli, der die Karte bezahlte!). Hinzu kommen die
Bezahlten, die Unbeweglichen, die Fetten, die Ignoranten und Nichtgläubigen! Macht etwa 2002 - aberwitzig, oder?
Aufgeben??

Nächste Woche Samstag gegen 16:15 Uhr irischer Zeit werde ich nicht online sein!
Und wer weiß, vielleicht ist Olivia Fritz ja krank?!

Die Menschen hier sind so eine Einerseitsandrereseits-Sache.

Einerseits:
Wir gehen in den SPAR (in Massen hier vertreten, an jeder Ecke gibt es einen!), um Knoblauch zu kaufen. Da gibt es, wie wir es von zu Hause kennen, eine Waage mit Bildern drauf, wo man das Obst und Gemüse selber wiegen darf und dann auch selber den Preis draufkleben. (Bin ich - Jenni - großer Fan von!) Jedenfalls war da kein Knoblauch-Bild. Und jetzt? Fragen wir doch einfach die nette 150jährige, die da auch um den Obststand rumlungert. Haben wir also gemacht, und die alte Dame ist dann hin- und hergelaufen zwischen dem Gemüse und hat versucht, rauszufinden, ob man Knoblauch überhaupt wiegen muß, während wir versuchten, sie davon zu überzeugen, daß das nicht so schlimm ist und wir ja auch 'nen Verkäufer fragen können. Die Frau ließ sich aber nicht aufhalten und hat dann ihrerseits den Verkäufer gefragt und es uns dann weitererzählt.
Oder ein andermal, da waren wir noch im Bed&Breakfast, haben wir uns verlaufen und einen Autofahrer nach dem Weg gefragt. Kurzerhand lud er uns ins Auto und hat uns nach Hause gebracht! Nett!!!

Andererseits:
Hundertschaften blockieren die Tür des Busses, in den sie einsteigen wollen, während Tausendschaften auszusteigen versuchen.
Jeder steckt seinen Müll einfach in den gerade anwesenden Zaun oder läßt ihn gar nicht unauffällig (braucht ja nicht unauffällig zu sein, wenn das jeder so macht) aus der Hand gleiten.
Beim Einkaufen stehen die Einkaufswagen (natürlich nicht im SPAR - da gibt es nur Metall-Körbchen) quer im Gang und wenn man "Sorry" vorbei möchte, wundern sich die vorübergehenden Besitzer und gucken dumm aus der Wäsche.
Nochmal Einkaufen. An der Kasse packen wir unseren Jute-Beutel aus und sagen der netten Einpackfrau, daß wir no bag need. Die ist dann regelmäßig entweder beleidigt oder total verwirrt. Macht wohl sonst keiner hier…
So ist das mit den Leuten hier, die Tiere… davon reden wir dann vielleicht doch lieber beim nächsten Mal. Gute Nacht!

Grüße und Küsse von der zur Zeit toll sonnigen grünen Insel

Jenni

Sportliche Ereignisse im letzten Monat:

1. WM-Qualifikationsspiel Irland vs. Holland:

Das letzte Mal, dass ich etwas Vergleichbares erlebt habe, dürfte der deutsche WM-Sieg(!!) 1990 gewesen sein. In jedem Pub
Irlands wird es ähnlich gewesen sein: volles Haus, eine unglaubliche Stimmung und Anspannung, irre Atmosphäre und ein
Traumergebnis!
Selbst Jenni, in sportlichen Dingen eher ein nüchterner Beobachter, war hingerissen, und mir wurde mal wieder klar, daß Fußball
ein wahnsinnig schöner Sport sein kann.
Was in Deutschland nur in Ausnahmefällen möglich wird (eben der Finalsieg '90) ist hier die Regel!
Ein Beispiel:
Selbst die achte und neunte Wiederholung des Siegtors - und auch die siebzehnte und achtzehnte der Nachberichterstattung -
wurde gefeiert und bejubelt als ob es gerade eben erst erzielt wurde!
Am Abend dann die 1:5 Niederlage gegen England: beinahe Nebensache!

2. All-Ireland Hurling Final Galway vs. Tipperary:

Hurling ist ein traditionell irischer Sport - ein bizarre Mischung aus Fußball, Hockey und Football - wahnsinnig schnell, hart und
kompromisslos. Harry Potter-Leser dürfen sich an Quidditch erinnert fühlen! Sport wie ich ihn liebe, wenn ich ihn nicht selbst spielen
muß! Nach fünf Minuten war ich bereits ein Fan und mußte die Niederlage "meines" Teams erleiden!

3. All-Ireland Football Final Galway vs. Meath:

Eigentlich identtisch mit Hurling, nur ohne Schläger und mit einem normalen Ball! Ich finde es lange nicht so interessant und
weniger rasant, obwohl es hier ähnlich beliebt ist!

Jedenfalls scheint der September die ideale Besuchszeit für Sportinteressierte zu sein! Tausende maskierte Fans zu jeder Tages-
und Nachtzeit, in jeder Kneipe, vor jedem Fernseher!

That´s all for now,

Arno